„Nord bei Nordwest“ (ARD)-Interview: Kaum einer achtet darauf – doch ohne Menschen wie ihn ist Schwanitz tot
von Stephan Wipperfeld, 05.10.2023
Er ist im TV zu sehen, und trotzdem kennt ihn kaum jemand. Dabei macht er Produktionen wie „Nord bei Nordwest“ (ARD) erst zum Genuss…
Das ist die Serie „Nord bei Nordwest“
Er war schon Polizist, Hafenarbeiter, Bauer – und in seinem
Berufsleben hatte er mit alldem gar nichts zu tun. Komparse Günter
Bimpage (69) taucht regelmäßig in ARD-Top-Produktionen auf, auch
in „Nord bei Nordwest“ steht er regelmäßig vor der Kamera –
beinahe unbemerkt.
Dabei wäre „Nord bei Nordwest“ (ARD) ohne ihn und seine Arbeit
völlig hinüber! Im MOIN.DE-Interview gibt er spannende Einblicke
und erzählt, welche Darsteller ihn am Set wirklich beeindrucken.
„Nord bei Nordwest“ (ARD): Viel wichtiger als gedacht.
Günter Bimpage blickt auf eine illustre TV-Karriere zurück. Seit zehn
Jahren ist er Teil der ARD, ist in etlichen Produktionen zu sehen,
darunter „Tatort“, „Rote Rosen“, „Unter anderen Umständen“ oder
eben „Nord bei Nordwest“ – und trotzdem kennt ihn kaum jemand.
Bimpage ist Komparse, er hält sich meist im Hintergrund von
Szenerien auf, um sie mit Leben zu füllen. Eine Aufgabe, die viel
wichtiger ist, als so manch einer vor dem Bildschirm glaubt.
In der „Nord bei Nordwest“-Folge „Der Ring“ etwa taucht der 69-
Jährige als Patient vor einer Klinik im fiktiven Schwanitz auf, in
„Canasta“ als Schwanitzer Bauer oder Skatspieler in einer Kneipe
(deren Kulisse eigentlich in Geesthacht bei Hamburg liegt). Ohne
Komparsen wie Bimpage, die das Alltägliche, das Normale im
perspektivischen wie erzählerischen Hintergrund darstellen, wäre
jede Produktion tot.
„Nord bei Nordwest“ (ARD): „Hol mir mal drei Frauen raus“
Denn mit Ausnahme von Kammerspielen, in denen wenige
Darsteller eine Geschichte transportieren, brauchen Orte wie
Schwanitz eben nicht nur tolle Kulissen, sondern auch Leben –
eingehaucht von Profan-Darstellern wie Günter Bimpage. Der hat
sich in zehn Jahren Komparserie sogar zum Komparsen-Betreuer
hochgearbeitet. Denn nicht nur Produktionen wie „Nord bei
Nordwest“ benötigen teils viele davon, und das schnell.
„Nord bei Nordwest“ (ARD)-Komparse Günter Bimpage im „Tatort“. Foto: privat
„Nord bei Nordwest“ (ARD): Das sieht sonst niemand
Einmal habe er sogar eine Sprechrolle bekommen, vorgegeben war
nur ein grober Rahmen an Text. „Das ist sehr anstrengend, dann
frei zu sprechen. Weil es trotzdem Vorgaben gibt, man darf zum
Beispiel nicht fluchen“, sagt er und lacht. Ob er lieber Schauspieler
geworden wäre, als sein Arbeitsleben in der Industrie zu
verbringen? „Wenn ich heute nochmal achtzehn wäre, würde ich
vermutlich auf eine Schauspielschule gehen“, sinniert Bimpage.
Man merkt, wie er für den Film brennt.
Mit Stolz zählt er im Gespräch mit MOIN.DE immer wieder Titel von
Produktionen auf, in denen er dabei war, wen er getroffen hat.
„Cem Ali Gültekin hat mir mal gezeigt, wie er den mit starkem
Akzent sprechenden Türken Mehmet Ösker in ‚ Nord bei Nordwest‘
mimt“. Denn der Schauspieler spricht eigentlich klares
Hochdeutsch. „So schnell wie der umschalten kann, das ist schon
beeindruckend. Man merkt sowieso sehr schnell am Set, wer
wirklich gut ist“, sagt er. Am meisten beeindruckten ihn bislang
Hardy Krüger Jr. und Wotan Wilke Möhring, die er bereits bei
Dreharbeiten traf.
Günter Bimpage neben Cem Ali Gültekin bei den Dreharbeiten zur „Nord bei Nordwest“ (ARD)-Folge „Canasta“. Foto: privat
„Rote Rosen“ ist ohnehin Bimpages Hauptarbeitgeber, mit der ARD-
Telenovela begann alles. „Eine Freundin schrieb mich damals per
Facebook an, ob ich Interesse hätte, mal als Komparse
teilzunehmen“, erzählt Bimpage. Der Start einer zweiten Karriere
nach der Rente – die wohl noch lange nicht vorbei ist. Immerhin
schaffte es Günter Bimpage in die ersten Minuten der
„Tatort“-Folge „Querschläger“…vielleicht hört man ihn schon bald
auch außerhalb des MOIN.DE-Interviews häufiger sprechen – vor
der Kamera.