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Job bei den Roten Rosen in Lüneburg

Der Job bei den "Roten Rosen" in Lüneburg Foto: am
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Die Türsteher ohne Tür

Blocker sorgen bei den Außendrehs der Roten Rosen dafür, dass das Team ungestört arbeiten kann.

Von Alexander Hempelmann

Lüneburg.Wenn die Szene im Kasten ist und der Regisseur zufrieden lächelt und den gehobenen
Daumen zeigt, dann ist das nicht allein das Verdienst der Schauspieler. Damit die
Aushängeschilder ihre Leistung abrufen können, muss der Rahmen stimmen. Denn die
Roten Rosen sind eine Teamleistung. Die Drehbuchautoren tragen ebenso zum Gelingen des
TV-Dauerbrenners bei wie die Tontechniker, die Beleuchter oder die Küchencrew, um nur
einige zu nennen. Einen kleinen Anteil am Erfolg haben auch Julia Knapmeyer und
Günter Bimpage. Sie sind Blocker - und bräuchten dringend Verstärkung.

Am Bergström kann es schon mal anstrengend werden.
Julia Knapmeyer ist seit einem Jahr für die Produktionsfirma Studio Hamburg Serienwerft
tätig. Eigentlich studiert sie an der Leuphana Kulturwissenschaften. Doch etwa einmal
die Woche streift sie eine gelbe Warnweste über und wird quasi zur Türsteherin bei den
Rosen, an der niemand vorbeikommt, wenn gerade gedreht wird. Die Schwierigkeit dabei:
Es gibt gar keine Tür, die Blocker kommen stets bei den Außendrehs zum Einsatz, meist
auf offener Straße oder an belebten Plätzen.

"Meine Hauptaufgabe ist es, die Leute davon abzuhalten, durchs Bild zu laufen", sagt
die 23-Jährige. An diesem Vormittag steht sie am Museum Lüneburg etwas abseits der Kamera.
Das Team dreht eine Szene auf der Außenterrasse. Ein leichtes Spiel für die Blocker,
denn es gibt nur zwei sehr schmale Zugänge, und das Passantenaufkommen hält sich in Grenzen.
Das ist nicht immer so, am Stint, vor dem Rathaus oder am Hotel Bergström, das in der
Serie zum Hotel Drei Könige wird, sind ganz andere Menschenmengen unterwegs.
Die zu bändigen, stets freundlich, zur Not aber auch mal bestimmt, ist der Job der Blocker.
Die große Mehrheit derer, die für den Dreh einer Szene mal einen kurzen Moment warten
müssen, ehe sie passieren dürfen, zeige Verständnis dafür.

Doch es gebe auch andere, der 71-jährige Bimpage erzählt von einem solchen Fall: "Wir
hatten einen Dreh mitten auf der Fußgängerbrücke am Wandrahmpark, auf beiden Seiten stand
ein Blocker, als ein Mann auf einem Lastenfahrrad angesaust kam und einfach auf meinen
Kollegen zugefahren ist. Der konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen. Und dann
hat der Radfahrer auch noch gemotzt." Er könne ja verstehen, dass es jemand eilig hat,
wenn er beispielsweise den Zug erreichen muss, "aber sowas Freches...?"
Oder da war der Paparazzi, der eine ganze Weile lang ständig versuchte, die Schauspieler
am Rande der Dreharbeiten in privaten Situationen abzulichten. "Der war schon anstrengend",
sagt Julia Knapmeyer. Just an diesem Morgen hatte sie es mit einem Mann zu tun, der spontan
vorbeikam, von sich behauptete, selbst Schauspieler zu sein und unbedingt mitspielen wollte.
Hat überraschenderweise nicht geklappt.

Absperren, aufbauen, für Getränke sorgen.
Doch solche Erlebnisse seien die absolute Ausnahme, versichert auch Bimpage, der immerhin
schon seit 15 Jahren für die Rosen arbeitet. Nicht immer als Blocker. Angefangen habe er
als Komparse, hat mal einen Handwerker, mal einen Hotelgast gespielt - eben alles, was
gerade benötigt wurde. Er kam auf den Geschmack, stand auch für den Tatort und Nord Nord Mord
schon vor der Kamera. In Lüneburg wurde er dann Blocker. Warum? "Ich bin eben gefragt worden",
sagt er lapidar.

Spaß aber mache ihm der Job. Besser, als die ganze Zeit zu Hause zu sitzen als Rentner, sagt
er lächelnd. Meist ist er zwei Tage die Woche im Einsatz, zuletzt waren es auch schon mal vier.
Eigentlich ein bisschen zu viel für ihn, auch deshalb würde er sich über Verstärkung freuen.
Denn weil die Rosen mit einigen Veränderungen aus der langen Pause zurückgekehrt sind und nun
nicht mehr nur zweimal die Woche, sondern täglich Außendrehs haben, braucht die Produktionsfirma
auch mehr Blocker.

Die sperren aber nicht nur Wege und Straßen ab, sondern sind als Mädchen für alles gefragt und
springen überall dort ein, wo gerade jemand und etwas gebraucht wird. Sie sind morgens die
ersten am Set und abends, nach einer 10-Stunden-Schicht, die letzten. Sie bauen Zelte auf,
schaffen Stühle heran, sorgen für Getränke, fahren die Produktionssprinter zwischen Studio und
Drehort hin und her, geben über das Set-Handy stets das Ende einer Szene ins Studio durch, um
sicherzustellen, ob der Zeitplan eingehalten wird und die Schauspieler rechtzeitig wieder zum
Dreh der nächsten Szene im Studio sein werden.

Julia Knapmeyer mag die Abwechslung, die Arbeit an der frischen Luft ("im Winter ist es aber
ohne Zweifel härter"), das altersgemischte Team, das "Nah dran sein" und die vielen tollen Leute,
die sie treffe. So wie die Geschäftsfrau, die sie neulich an der Absperrung beim Dreh kennenlernte
und die sie spontan in ihren Laden auf einen Kaffee einlud.

Auch für ihren Kollegen Bimpage überwiegt das Positive bei seinem Job: "Das Team ist inzwischen
wie eine Familie. Wir sind zusammengewachsen, einer kann sich auf den anderen verlassen. Der
Stress hält sich in Grenzen. Nur wenn wir den ganzen Tag auf Kopfsteinpflaster drehen, dann merkt
man das abends schon."

Verstärkung gesucht
Wer ebenfalls Lust hat, als Blocker für die Rosen zu arbeiten, ob einmal alle zwei Wochen an
einem festen Wochentag oder auch häufiger, kann sich einfach per E-Mail an jwaibert@rote-rosen.tv
bewerben. Das Alter ist egal, gezahlt wird Mindestlohn, in der Regel dauert eine Schicht zehn
Stunden. Weil der Einsatz eine gewisse Flexibilität erfordert, eigne er sich vor allem für Rentner
und Studenten, sagt Daniela Behns aus der Presseabteilung. Womöglich könnte das der erste Fuß in
der Tür im TV-Geschäft sein, denn Behns verrät: "Viele aktuelle Mitarbeiter, die heute als
Regieassistenten, Produktionsassistenten oder in der Komparsenkoordination arbeiten, haben als
Blocker angefangen." Auch ihr gelang der Einstieg als Blockerin.

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